Performative Klanginstallation; Nationaltheater Mannheim : Mannheimer Sommer 2022

BUNKER // 34

BUNKER // 34 erzählt von einer dystopischen Zukunft, in der die Futuristen und mit ihnen das Radio zur bestimmenden Instanz wurden. Seit 1921 herrscht der pansophische Rat über die eiserne Stimme aus dem Radio und leitet so das Bewusstsein der Menschen. Der Wechsel zu visuellen Medien, wie dem Fernsehen hat nie stattgefunden. Warum sich mit 180° des binokularen Gesichtsfeldes zufriedengeben, wenn doch 360° auditive Wahrnehmungen möglich sind? In dieser akustischen Welt stören Sonnenstürme stetig die Übertragungen des Radios. Die stärksten Vertreter der Menschheit – »die Kraftmenschen« – haben es sich zum Ziel gesetzt, die Sonne, Wurzel des Lichts und alles Sichtbaren, auszulöschen. Während die Menschen im Siegesrausch gebannt der gewaltigen Rakete hinterherschauen, sind die letzten, die mit ihren Sensoren einen Blick zurück auf ihre Wiege, den blauen Planeten werfen, die Bordsysteme der Siegesflugmaschine.

Sie sehen eine Erde, während ihrer letzten Dämmerung kurz vor dem Versinken in die Lichtlosigkeit.

Auf dem dunklen Planeten zieht sich die Menschheit in Einzelkammern in gigantischen Bunker-Komplexen zurück, um sich allein und völlig ungestört dem Radio zu widmen. Über unvorstellbar lange Zeit erhält sich dieses System selbst. Diese andauernde Isolation wird plötzlich durch eine unmögliche, fremde Präsenz in ihren Grundfesten erschüttert: den Anderen. Kann es sein? Das Radio, der Hauptstamm des Bewusstseins scheint nicht mehr zu senden. Allein in der Taubheit besinnt sich ein Einzelner auf die vermeintlichen Siege seiner neuen Welt. Davon getrieben und zu keiner Schwäche bereit, erschlägt er den Anderen und schließlich sogar die Zeit. An diesem absoluten Nullpunkt, im Nichts angekommen, sendet er die Geschichte seiner Welt, die Erzählung vom BUNKER // 34 immer wieder ins Leere.

Die Erzählung des BUNKER // 34 ist eine freie Adaption und musiktheatrale Fortspinnung futuristischer Texte. Allen voran dem Libretto der ersten futuristischen Oper »Sieg über die Sonne « (1913) sowie Velimir Chlebnikows Essay »Das Radio der Zu- kunft« in dem der Autor bereits 1921 eine durch das Radio global vernetzte Gesellschaft prophezeit.

Konzept, Regie & Komposition: Alexander R. Schweiß

Produktionsleitung & Dramaturgie: Christian Große

Dramaturgie: Lena Stojšic

Künstlerische Mitarbeit: Lukas Ries

In der Live-Performance mit:

Felix Tetz - Cellist

Antonia Brinkers - Sopran

Lukas Gerber - Bass

Eva Bühnen - Sprecherin

Alexander R. Schweiß - Sprecher

In der Installation zusätzlich mit:

Torsten Graefe - Sprecher

Tobias Kock - Sprecher

Lukas Ries - Sprecher

Heather King - Sprecherin

Jannika Fricke - Sprecherin

Josie Werner - Sprecherin