LENZ
Musiktheater – Forum Hamburg 2022
Die existenzielle Krise in Büchners Lenz – DIETER SEVIN
Lenz sehnt sich, besonders während seines anfänglichen Heilungsprozesses, nach einer Verbindung mit der Natur und dem Glauben, wie nach einem verlorenen Paradies, weiß aber gleichzeitig, daß es ihm unmöglich wäre, ein solch naives, elementares Verhältnis zu erreichen. […] So bietet die Natur, bis auf wenige isolierte Momente, weder Harmonie noch Trost, weder Geborgenheit noch einen Ruhepunkt. Auch von der Dorfgemeinschaft und dem Pfarrhausidyll fühlt er sich isoliert, so sehr es ihn auch danach verlangt, ein Teil davon zu sein. Er bleibt immer ein Außenseiter. […] Die resultierende existentielle Entfremdung führt zu der fast ausschließlichen Konzentrierung auf das eigene Selbst, und so brechen schließlich die in der ersten Hälfte der Novelle gemilderten Krisenfaktoren gegen Ende der Erzählung mit zuvor nicht dagewesener Intensität hervor.